Von der Gnotschaft Schönau zur Gemeinde Schönau a. Königssee

Mit der Teilung der Höfe und dem Anwachsen der Bevölkerung wurden die Bewohner vor die Tatsache gestellt, daß der karge Gebirgsboden und die kleineren Höfe nur einer verhältnismäßig geringen Zahl von Bauern ausreichend das tägliche Brot geben konnte. Man wandte sich daher verstärkt dem Salz- und Holzreichtum des Landes zu, welche beide die Grundlage für die verschiedensten Berufe abgaben.

Als Folge der Entwicklung des Berchtesgadener Holzhandwerks fand eine große Anzahl von Landbewohnern, insbesondere in der Gnotschaft Schönau, auch außerhalb der Landwirtschaft ihren Lebensunterhalt. Diese "Hausindustrie" nahm einen derartigen Umfang an, daß sich vom 16. Jahrhundert an der Landmann von den Erträgnissen des Bodens unabhängig machte. Im Jahre 1535 gab Propst Wolfgang 1. den Drechslern, Löffel- und Spindelmachern "unter Berufung auf altes Herkommen" die erste Handwerksordnung und schloß Nichteinheimische von diesen Handwerkszweigen völlig aus.

 

Ein Verzeichnis der Holzhandwerker vom Jahre 1596 führt in der Gnotschaft Schönau (mit Königssee) auf:

 

  • 48 Gadelmachermeister
  • 23 Gadelmachergesellen
  • 59 Drechslermeister
  • 17 Dreschlergesellen
  • 11 Bindermeister (Schaffelmacher)
  • 2 Bindergesellen
  • 118 Holzhandwerksmeister (= fast 47%)
  • 42 Holzhandwerksgesellen (= mehr als 36% aller in der gesamten Fürstpropstei Berchtesgaden schaffenden Holzhandwerker)

 

Weitere Handwerksordnungen für die Pfeifemmacher (1581), Gadelmacher (1629) und Schnitzer (1637 und 1655) folgten.

Man beschäftigte sich vorwiegend mit der Fertigung von Haushaltsgegenständen wie Schaffeln, Spanschachteln, Spinnrädern, Holzschuhen, Fischlageln, Kochlöffeln, Büchsen mit abschraubbaren Deckeln, Kinderbadewannen, Pfeifen und Kinderspielwaren. Um sich keine auswärtige Konkurrenz zu schaffen, war den Holzhandwerkern das Wandern und die Auswanderung strikt verboten.

Damals betrieben über zwei Drittel der ländlichen Bevölkerung dieses Handwerk! Die "Berchtesgadener War" wurde in aller Herren Länder verkauft und beherrschte einst den Weltmarkt. Der im Jahre 1805 angefertigte Kataster führt als Meister in Schönau mit Königssee auf:

 

  • 84 Holzwarenhersteller und Drechsler
  • 69 Schachtelmacher
  • 14 Schnitzer
  • 5 Schachtelmaler
  • 8 Schäffel- und Löffelmacher
  • 180 Holzhandwerksmeister

 

Noch 1848 weist ein Verzeichnis der Zunftmeister der Schachtelmacher in Schönau 61 Meister und 10 Gesellen, in Königssee 23 Gesellen auf. Das Stift förderte diese Handwerkszweige, da es für seine Untertanen eine lebenswichtige Einnahmequelle insbesondere für die Wintermonate sah. Die verdienstarme Zeit in unserem Gebirgslande dauerte oft 5 Monate: in den übrigen Monaten füllten die landwirtschaflichen Arbeiten in diesen kleinen Anwesen nur einige Stunden des Tages aus, während die Holz- Hausindustrie in der übrigen Zeit jung und alt beschäftigte, das Familienleben pflegte und den Gemeinsinn innerhalb der Familien förderte.